Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat

Land investiert jährlich 16 Millionen Euro in den Hochwasserschutz

Eben noch ein unscheinbarer kleiner Bach, plötzlich ein reißender Strom – nicht erst seit der Flutkatastrophe im Ahrtal wissen wir, wie schnell das Hochwasser kommen und welche Wucht es entwickeln kann. Hochwasser- und Starkregenereignisse können Mensch, Natur und Infrastruktur schwere Schäden zufügen, deshalb ist es wichtig, vorzusorgen und Schutzmaßnahmen umzusetzen.

„Hochwasser und Starkregen sind zwei verschiedene Dinge, die aber ähnliche Auswirkungen haben und beide große Zerstörung anrichten können,“ erklärt der Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Prof. Dr. Thomas Schmid. „Der Unterschied ist: Hochwasser können wir vorhersagen – dafür haben wir am HLNUG die Hochwasservorhersagezentrale. Bei Starkregen hingegen ist keine Vorhersage möglich, da er sehr plötzlich eintritt. Weil solche extremen Wetterereignisse überall auftreten können und im Zuge des Klimawandels immer häufiger werden, sind wir alle gut beraten, Vorsorge zu treffen“, so Schmid.

Zur Förderung des wissenschaftlichen Austauschs und der fachlichen Vernetzung veranstalten das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) seit 20 Jahren im zweijährlichen Turnus gemeinsam die Fachkonferenz „Hochwasserschutz in Hessen“. Die diesjährige Tagung findet im nordhessischen Baunatal statt und wurde heute von Staatsministerin Priska Hinz per Grußbotschaft eröffnet: „Das Thema ist wichtiger denn je. Die Klimakrise stellt uns vor neue Herausforderungen: Dürren, Niedrigwasser, Starkregen und Überschwemmungen werden immer häufiger“, so Hinz. „Wir können diese Ereignisse nicht verhindern, aber wir können uns darauf vorbereiten und dafür sorgen, dass die Auswirkungen auf Mensch und Natur möglichst gering bleiben.“

Herausforderungen für die Zukunft

HLNUG-Präsident Schmid führte aus, dass neben Dauerregenereignissen zunehmend auch kurzfristige Starkregenereignisse zu Überschwemmungen und Gefährdungen führen. Erstere sind durch große Niederschlagsmengen in Zeiträumen von mehreren Stunden bis Tagen gekennzeichnet und stellen typische Auslöser von Flusshochwasser dar. Die kurzen, aber intensiven Starkregenereignisse verursachen hingegen Überflutungen, die als „wild abfließendes Wasser“ überall, auch abseits von Gewässern oder in kleineren Bächen auftreten und zu großen Schäden führen können. „Am 22. Juni hatten wir in Nordhessen, besonders im Raum Kassel, ein extremes Wetterereignis mit Starkregen und Hagel, die Folge waren überflutete Straßen und Unterführungen, vollgelaufene Keller und massive Schäden an der Infrastruktur. Dies macht deutlich, dass Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge für die Menschen in Hessen wichtige, teils existenzielle Themen sind“, betonte Schmid.

Zur Bewältigung dieser Herausforderungen investiert das Land Hessen jährlich rund 16 Millionen Euro in den Hochwasserschutz und unterstützt damit Kommunen und Wasserverbände bei der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Wichtige Bausteine sind dabei unter anderem der Bau von Deichen und Hochwasserrückhaltebecken, das Hochwassermanagement, die Hochwasservorsorge sowie die Hochwasservorhersagen und -warnungen durch das HLNUG und die zuständigen Wasserbehörden.

Klimawandelbedingte Zunahme von Starkregenereignissen

Neben dem technischen Hochwasserschutz dient auch die Renaturierung von Gewässern dem Hochwasserschutz. „Mit dem Programm 100 Wilde Bäche für Hessen werden naturnahe Lebensräume im und am Bach geschaffen. Die vielfältigen Uferstrukturen und der zusätzliche Platz für die Gewässer sorgen auf natürliche Weise dafür, dass es bei Hochwasserereignissen nicht so schnell zu Überschwemmungen kommt“, erklärte Hinz. 155 Kommunen sind mittlerweile Teil des Programms.

„Die klimawandelbedingte Zunahme von Starkregenereignissen stellt die Kommunen vor große Aufgaben“, sagte Schmid. „Die vom HLNUG herausgegebenen kommunalen Fließpfadkarten stellen daher ein wichtiges erstes Instrument für die Starkregenvorsorge der Kommunen dar.“ Mit einer Übersicht über die Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde, können kritische Punkte identifiziert und erste Maßnahmenvorschläge entwickelt werden. Dass dieses Instrument genutzt wird, zeigt die große Nachfrage der Kommunen: 292 Karten wurden bis heute ausgegeben. Darüber hinaus können bei Bedarf durch ein Ingenieurbüro detaillierte Starkregen-Gefahrenkarten erstellt werden – auch dies wird durch das Land Hessen finanziell gefördert.

Hintergrund

Für die Umsetzung von Maßnahmen zur Minderung des Hochwasser- und Starkregenrisikos sind die Kommunen bzw. die von ihnen gebildeten Verbände zuständig. Diese werden durch das Land Hessen durch Beratungen sowie durch die Gewährung von finanziellen Zuwendungen unterstützt. Bei Hochwasserschutzmaßnahmen übernimmt das Land Hessen in der Regel zwischen 65 und 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.

Die Leitlinien des Hessischen Hochwasserschutzkonzeptes und eine Zusammenfassung der Aktivitäten zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben sind im „Landesaktionsplan Hochwasserschutz Hessen“ zusammengefasst. Dieser bietet allen Beteiligten im Hochwasserschutz einen umfassenden Überblick über die Fortschritte der letzten Jahre und die Zusammenhänge, die für die Hochwassergefahr in Hessen ursächlich sind.

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