Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Vorschlag für eine Nachfolge des 9-Euro-Tickets

Verkehrsminister Tarek Al-Wazir stellt zwei Konzepte für den Preis von 31 Euro für Bedürftige, beziehungsweise 69 Euro für alle anderen vor.

„Das größte Experiment im Öffentlichen Nahverkehr, das es in Deutschland je gab, war ein Erfolg. In Hessen sind im Sommer wieder so viele Menschen mit Bus und Bahn unterwegs gewesen wie vor dem Beginn der Corona-Pandemie. Allein im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes und des Nordhessischen Verkehrsverbundes sind es 2,7 Millionen Fahrgäste täglich.

Dass die Nutzung von Bussen und Bahnen attraktiver wird, wenn Stadt-, Kreis-, und Tarifgrenzen keine Rolle mehr spielen, war für mich keine Überraschung: Gerade hier in Hessen haben wir mit den bundesweit einmaligen 365-Euro-Schüler- und Seniorentickets das Prinzip landesweit gültiger Flatratetickets mit großem Erfolg schon vor Jahren in die Realität umgesetzt, um den klimafreundlichen ÖPNV zu stärken und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Mit dem Start des Landestickets für Landesbeschäftigte wurde zudem ein Jobticketboom ausgelöst und so kann jede zweite Hessin und jeder zweite Hesse bereits jetzt schon von einem Flatrate-Angebot profitieren, und zwar dauerhaft und nicht nur als Sonderaktion für drei Monate.

Die Länder sind bereit, mit dem Bund über die Umsetzung eines attraktiven Folgeangebots für das 9-Euro-Ticket zu reden. Klar ist aber auch: Das alles muss finanziert werden. Mein Vorschlag für einen Nachfolger: ein 31-Euro-Ticket für Bedürftige und ein 69-Euro-Ticket für alle anderen. Das kostet bundesweit etwa zwei Milliarden Euro. Hier ist nun die Bundesregierung am Zug.

Die Nutzung von Bussen und Bahnen wird attraktiver, wenn Stadt-, Kreis-, und Tarifgrenzen keine Rolle mehr spielen. Hier in Hessen haben wir mit den 365-Euro-Schüler- und Seniorentickets das Prinzip landesweit gültiger Flatratetickets schon vor Jahren mit Erfolg umgesetzt.

Tarek Al-Wazir Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

Es geht beim öffentlichen Nahverkehr um Daseinsvorsorge, das wird oft vergessen. Bund und Länder sollten den Schwung des Erfolgs nutzen, um dauerhaft mehr Bürgerinnen und Bürger für Bus und Bahn zu gewinnen. Denn wir Menschen stellen unsere Routinen nicht innerhalb von drei Monaten um. Mit einem finanzierbaren und zugleich attraktiven Nachfolgeangebot besteht die Chance, bei der Verkehrswende einen großen Sprung nach vorne zu machen. Das setzt aber voraus, dass Länder und Kommunen in der Lage sind, den Betrieb von Bussen und Bahnen zu bezahlen und das Angebot weiter auszubauen. Überfüllte Waggons, Ausfälle und Verspätungen werden kaum jemanden animieren, öfter aufs Auto zu verzichten.

Deshalb braucht es dringend als Voraussetzung für ein attraktives Ticket zusätzliche Mittel für den Betrieb von Bussen und Bahnen. Der Bund muss die dafür notwendigen Mittel für die Länder erhöhen – so steht es auch im Koalitionsvertrag der Ampel. Das Land Hessen wäre bereit, auf jeden zusätzlichen Bundes-Euro für die Angebotsausweitung einen Euro aus Landesmitteln draufzulegen. Die Erhöhung der Bundesmittel ist allerdings die Voraussetzung für ein Folgeticket. Das beste Ticket nützt nichts, wenn nicht genügend Busse und Bahnen fahren.

Den hessischen Verkehrsverbünden und ihren Mitarbeitenden will ich ausdrücklich meinen Dank aussprechen. Zum einen haben RMV, NVV und VRN innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass das 9-Euro-Ticket digital, am Schalter oder am Automaten erworben werden konnte. Zum anderen haben die zum Teil stark ausgelasteten Busse und Züge die Beschäftigen enorm gefordert.“

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