Junger Mann am Telefon

Zugang zum Arbeitsmarkt

Die Teilnahme am Erwerbsleben leistet für die Ankommenden aus der Ukraine während ihres Aufenthalts in Deutschland neben dem Bedürfnis für sich selbst zu sorgen einen wichtigen Beitrag zur positiven Sinnstiftung.

Erwachsene Ukrainerinnen und Ukrainer sind größtenteils sehr gut ausgebildet. Nach Erkenntnissen der Bundesagentur für Arbeit ist davon auszugehen, dass etwa jeder zweite erwachsene Geflüchtete entweder über eine akademische Ausbildung verfügt, wissenschaftlich ausgebildet ist oder einen Fachschulabschluss besitzt, der in etwa der dualen Ausbildung in Deutschland entspricht. Ukrainische Flüchtlinge können deshalb voraussichtlich und mit geeigneter Unterstützung zügig Anschluss an den deutschen Arbeitsmarkt finden.

Bei der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis durch die Ausländerbehörden wird die Erwerbstätigkeit ausdrücklich erlaubt. Eine Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit ist nicht notwendig. Die Arbeitsaufnahme der ukrainischen Geflüchteten wird bereits mit der Beantragung der Aufenthaltserlaubnis erlaubt.

Unser Hauptaugenmerk muss darauf liegen, dass die Menschen möglichst ausbildungsadäquat beraten und in Arbeit gebracht werden, die ihrer Ausbildung entspricht.

Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen

Ein wichtiger Schritt dorthin ist die Unterstützung bei der Anerkennung ihrer im Herkunftsland erworbenen Bildungsabschlüsse. Bei reglementierten Berufen werden wir uns in Abstimmung mit den Ländern und dem Bund für eine schnelle und einheitliche Anerkennung von ukrainischen Berufs- und Bildungsabschlüssen einsetzen. Durch ein einheitliches Vorgehen werden divergierende Einschätzungen – auch im Falle mehrfacher Antragstellung bei Wohnortwechsel – vermieden.

Bei nicht-reglementierten Berufen soll gemäß MPK-Beschluss vom 7. April 2022 eine Selbsteinschätzung der Geflüchteten aus der Ukraine zu ihren beruflichen Qualifikationen ausreichen.

Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und dem für die Bearbeitung zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt werden wir sicherstellen, dass Anträge auf Anerkennung von beruflichen Qualifikationen schnell und möglichst unbürokratisch bearbeitet werden.

Als zentrale Anlauf-, Service- und Beratungsstelle für internationale Arbeits-, Fach- und Führungskräfte sowie Betriebe, Unternehmen und Verwaltungen in Hessen mit Interesse an der Einstellung und Beschäftigung internationaler Fachkräfte steht das mehrsprachige WELCOME-Center Hessen für Fragen rund um den Einstieg in Hessen bereit. Die Gemeinschaftsinitiative der Hessischen Landesregierung, der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main sowie der Regionaldirektion Hessen und der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main steht auch Geflüchteten aus der Ukraine und ihren Familienangehörigen unterstützend zur Seite.

Geflüchtete aus den Pflege- und Gesundheitsberufen werden vom PQZ Hessen durch den Anwerbe-, Anerkennungs- und Integrationsprozess begleitet. Die Unterstützung reicht von der Analyse des Unterstützungsbedarfs, der betrieblichen Voraussetzungen und Bedarfe, der Unterstützung des bestehenden Teams bis hin zur erfolgreichen Integration der neuen Pflege- und Gesundheitsfachkräfte in den Betrieb. Neben der Koordination von Angeboten und Nachfragen zu Anpassungslehrgängen oder Vorbereitungslehrgängen für die Eignungsprüfung ist auch der berufsbezogene Spracherwerb eine wesentliche Aufgabe. Entsprechende Angebote werden zusammengetragen, den Fachkräften zur Verfügung gestellt und bei Bedarf ggf. neu geschaffen.

Das Onlineportal bietet Informationen zu „Arbeit und Bildung“, zum „Leben“ und praktische Informationen beispielsweise zu Steuern, Finanzen und zur Sozialversicherung. In mehreren Sprachen werden internationale Arbeits-, Fach- und Führungskräfte und deren erste Orientierung in der Wirtschafts- und Arbeitswelt Hessens unterstützt. Im Willkommensportal werden ukrainische Flüchtlinge in ihrer Sprache auf Informationsseiten (z.B. BAMF, BMI, HMdIS) und die Unterstützung durch das WELCOMECENTER Hessen hingewiesen.

Zur Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine wurden bis auf Weiteres alle ESF-geförderten Programme der Arbeitsmarktförderung in der auslaufenden Förderperiode 2014 bis 2020 und in der neuen Förderperiode 2021 bis 2027 sowie die teilnehmerbezogenen Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der Initiative REACT EU für sie geöffnet. Die Öffnung gilt auch für das aus Landesmitteln finanzierte „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ einschließlich „Sozialwirtschaft integriert“. Ein Zugang zu den genannten Maßnahmen ist für Geflüchtete aus der Ukraine bereits nach Ausstellung einer sog. „Fiktionsbescheinigung“ nach § 81 Abs. 5 AufenthG und damit noch vor Erteilung des Aufenthaltstitels möglich.

Mit der sozialpädagogischen Begleitung der PFIN!-Klassen (Pflege in Hessen integriert!) unterstützt die Hessische Landesregierung Geflüchtete auf dem Weg zu ihrem Hauptschulabschluss und ihrem Abschluss als Altenpflegehelferin oder Altenpflegehelfer.

Die Landesinitiative „Wirtschaft integriert“ hat bereits seit 2015 mit großem Erfolg dazu beigetragen, Flüchtlinge schnell und unkompliziert in Ausbildung und den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dieses Erfolgsmodell ist auf die Integration von Flüchtlingen in die duale Ausbildung ausgerichtet und steht jetzt auch für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge bereit. Das Programm richtet sich an junge Menschen ab einem Sprachniveau von A2 - unabhängig von ihrer Nationalität -, die Sprachförderung brauchen, um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die nahtlose Förderkette ist dreistufig aufgebaut: Sie umfasst eine Berufsorientierungsphase, eine Phase der Einstiegsqualifizierung und einen weiteren Baustein der Ausbildungsbegleitung bis hin zum Ausbildungsabschluss. In allen drei Phasen werden Module der Sprachförderung, der Förderung von schulischen Grundkenntnissen sowie der Ausbildungsorientierung integriert.

In Schulen und Anlaufstellen der Kommunen werden derzeit von den Netzwerkpartnern dieser Landesinitiative gezielt ukrainische Jugendliche angesprochen. Aber auch die Jobcenter sowie Migrantenvereine mit Schwerpunkt Ukraine werden mit einbezogen. Zu den bereitgestellten Informationen gehört auch ein Flyer mit Informationen über das Programm „Wirtschaft integriert“, der speziell auf Ukrainisch erstellt wird.