Verbraucherkompetenz für ukrainische Flüchtlinge

Geflüchtete aus der Ukraine, die nach Deutschland kommen, müssen sich auch als Verbraucherinnen und Verbraucher zurechtfinden. Dies beinhaltet Themen zum Leben in Deutschland wie die Eröffnung eines Kontos oder den Abschluss von Verträgen und Versicherungen.

Die hessische Verbraucherpolitik verfügt über umfassende Erfahrungen bei der Integration von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Seit 2016 gibt es in Hessen das Projekt „Verbraucherkompetenz für Flüchtlinge“, das mit 104.000 Euro jährlich vom Land finanziert und von den hessischen Verbraucherverbänden durchgeführt wird. Die Maßnahme ist von der Fachwelt anerkannt und hat seinerzeit bundesweit den Standard gesetzt. Sie enthält verbraucherrechtliche und hauswirtschaftliche Komponenten.

Maßnahmen für die große Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine können problemlos inhaltlich und strukturell darauf aufbauen. Es ist deshalb nicht nötig, ein neues Paket zu schnüren, wenn das bestehende Projekt kurzfristig finanziell erweitert werden kann.

Aufbauend auf dem oben genannten Projekt erhalten Geflüchtete aus der Ukraine bereits seit März dieses Jahres in Hessen die nötigen Basisinformationen zu verbraucherpolitischen Themen in ukrainischer Sprache. Die Verbraucherverbände setzen ferner Sprachmittler-Fibeln ein, die den Neuankömmlingen ausgeteilt werden.

Nach und nach soll ein bedarfsgerechtes Angebot für Verbraucherberatung und -information weiter ausgebaut werden.

Herausforderungen für Verbraucherinnen und Verbrauchern aus der Ukraine

Je länger der Aufenthalt dauert, desto mehr rücken verbraucherspezifische Fragen in den Vordergrund. Die geflüchteten Personen ziehen aus Aufnahmeeinrichtungen in eigene Wohnungen. Sie benötigen nicht mehr nur ein Bankkonto, sondern auch Energielieferungsverträge sowie Telefon- und Internet. Es stellen sich die Frage des Abschlusses einer Haftpflichtversicherung sowie die des Geldtransfers aus der und in die Ukraine.

Neben der Herausforderung, sich im Aufnahmestaat zurechtzufinden, stehen die Geflüchteten vor der großen Schwierigkeit von Sprachbarrieren. Diese Barrieren muss ein Hilfsangebot des Landes überwinden. Auch hier haben wir bereits Erfahrungen gesammelt, die wir nun nutzen können.

Ziel ist es, den Menschen schnell und wirksam zu helfen. Mit den nachstehenden Bausteinen würde sich Hessen in diesem Bereich erneut im Ländervergleich als führend etablieren.

Ziel der Kampagne ist es, niedrigschwellige Erstinformationen in ukrainischer Sprache zu verbraucherspezifischen Fragen zur Verfügung zu stellen. Die Geflüchteten kennen Hilfsinstitutionen (wie z.B. die Verbraucherzentralen) noch nicht. Sie sollten daher in den Informationskanälen abgeholt werden, in denen sie sich sonst bewegen und informieren.

Social-Media-Kanäle, insbesondere Facebook, Instagram sowie Erklärfilme auf
YouTube bieten sich an. Viele Geflüchtete kommunizieren zudem über den Messenger Dienst „Telegram“.

Welche Maßnahmen sind geeignet?

Erstellt werden sollten sehr schnell rund ein Dutzend kurze Erklärfilme zu den wesentlichen verbraucherspezifischen Fragen nach der Aufnahme in Deutschland. Diese können auf YouTube veröffentlicht und über andere Kanäle wie (Facebook, Instagram, etc.) beworben werden.

Als Themen bieten sich an (erste Vorschläge):

  • Welche Hilfsinstitutionen gibt es?
  • Wo hilft die Verbraucherberatung?
  • Telefon- und Internetverträge
  • Augen auf beim Mietvertrag
  • Tipps zum Energiesparen
  • Nachhaltige Energie und Energie ohne russisches Gas
  • Geldtransfer ins Ausland
  • Warum brauche ich eine Haftpflichtversicherung?

Neben den Erklärfilmen sollten rund 20 Social-Cards mit Tipps und Tricks zu verbraucherrechtlichen Fragen in ukrainischer Sprache erstellt und über Social-Media verbreitet werden.

Menschen mit Beratungsbedarf sollen sich an eine hessenweite spezielle Beratungshotline wenden können. Hier sollen „Native Speakers“ zum Einsatz kommen, die fachlich durch hessische Beratungskräfte unterstützt werden.

Eine weitere besondere Herausforderung ergibt sich gerade während der Unterbringung in Erstunterkünften mit Blick auf die Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihre Haustiere mit auf die Flucht genommen haben. Wir begrüßen das ehrenamtliche Engagement der Tierärztinnen und Tierärzte sowie weiterer Freiwilliger in der Tierambulanz für Haustiere in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen. Diesem Vorbild folgend werden wir bei Bedarf die Errichtung weiterer Tierambulanzen in Aufnahmeeinrichtungen des Landes unterstützen. Auch hier wollen wir Lösungen im Interesse der Menschen finden.